
Photo: Thomas Bönig
Wenn Joumard erzählt, dass seinem zweijährigen Sohn Kousai, von allen nur liebevoll Cookie genannt, in Deutschland geholfen wurde, strahlt er von einem Ohr zum anderen.
Sein offenes, manchmal spitzbübisches Lächeln hat er aber erst in Deutschland wiedergefunden. Es war ihm verloren gegangen, irgendwo zwischen den Demonstrationen, dem Krieg und der schwindenden Hoffnung, dass alles gut gehen würde – weil es bisher immer gut gegangen ist. Denn er dachte er könnte seiner Familie ein sicheres, sorgenfreies Leben in ihrer Heimat bieten.
Wenn er von den letzten Jahren in seiner Heimat erzählt, verdunkelt sich sein Blick. Seine Stimme zittert, genauso wie seine Lippen.
Anfangs waren es nur Meldungen im internationalen Fernsehen. Über den arabischen Frühling in den benachbarten Ländern Tunesien, Libyen und Ägypten. Aber in seinem Heimatland Syrien blieb zunächst alles ruhig. Er selbst, als kurdischstämmiger Syrer, war eigentlich noch nie irgendwo zu 100% beheimatet. Die Regierungen aller Länder dieser Region ließen die Kurden schon immer spüren, dass sie nicht wirklich dazu gehören, kein Zuhause haben.
Vom arabischen Frühling jedoch erhoffte sich jeder, egal welcher Abstammung oder Herkunft, eine Verbesserung der Lage in den arabischen Ländern. In Syrien war man sich jedoch sicher dass es niemals so weit kommen würde. Revolution? So wie in Tunesien? Unter Assad undenkbar. Er regierte das Land seit jeher mit eiserner Faust und würde Demonstrationen sofort von Militär und Geheimpolizei unterbinden lassen. Dennoch war der Drang nach Freiheit, Sicherheit und Demokratie größer als die Angst vor Repressalien – und das Volk ging auf die Straße, dem Vorbild der Nachbarländer folgend. Zunächst in Dear, dann in Joumards Heimatstadt Duma und später sogar in Damaskus. Die Proteste verliefen größtenteils friedlich, schließlich setzte man sich für ja für Dinge wie Frieden, Freiheit und Demokratie ein – und gegen Gewalt, Willkür und Korruption. Vor allem aber auch für Sicherheit und gegen gewalttätige Übergriffe durch Polizei und Geheimdienste. Natürlich reagierte die Staatsmacht erstmal genau damit – willkürliche Festnahmen und Folter. Selbst Kinder und Jugendliche waren davor nicht gefeit. Weiterlesen →
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